2000 - Heute
Wenngleich der eigentliche Jahrtausendwechsel erst mit dem Jahreswechsel 2000 auf 2001 vollzogen wurde verabschiedete sich das 20. Jahrhundert im Dezember 1999 schon mal dramatisch vorab. Am zweiten Weihnachtsfeiertag zogen die Ausläufer des bis dato schwersten Orkans über Europas Festland auch über Freising hinweg und führten z. T. zu schweren Schäden. Waren die Wälder nach Vivien und Wibke bereits einigermaßen ausgelichtet so richtete der Sturmausläufer in der Innenstadt von Freising doch reichlich Schäden an. Das Dach des Kinderheimes St. Clara, das sich gerade in der Renovierung befand, musste gesichert und das Baugerüst an der Baustelle einer großen Krankenkasse gesichert und teilweise demontiert und einige durch das Gerüst zerschlagene Scheiben verschalt werden.
Und die nächsten Aktivitäten im OV standen schon an: Insgesamt 25 Helfer und ihre Angehörigen trafen sich zur Milleniums-Silvesterparty im Ortsverband um dort zusammen - wie auch Feuerwehr, Polizei und die Rettungsdienste - auf die Auswirkungen des Jahres 2000 in der Computerwelt zu warten. Waren die als zu erwartenden Szenarien im Vorfeld größtenteils als apokalyptisch dargestellt waren die praktischen Auswirkungen eher überschaubar. Das einzige was in dieser Nacht zusammenbrach war der Nachschub an Apfelschorle für die Bereitschaftskräfte, nicht einmal der sonst übliche Kleinbrand durch Feuerwerkskörper fand statt.
Aber bereits in der Nacht des 01. auf den 02. Januar 2000 begann die Einsatztätigkeit des THW in Freising erneut. Gegen Mitternacht wurde der Ortsverband durch den Geschäftsführer für den GFB München zu einem Auslandseinsatz in Frankreich alarmiert. Hatte der starke Orkan kurz nach Weihnachten Deutschland nur gestreift so führte der Sturm in Frankreich zu erheblichen Sturmschäden durch die die Elektrizitätsversorgung weiter Flächen im Lande zusammen gebrochen war.
Bereits sechs Stunden später rückten aus Freising zwei Fahrzeug mit acht Helfern aus um sich am Grenzübergang bei Freiburg mit dem Hilfszug Bayern zu treffen. Dieser Hilfszug bestand aus insg. 100 Fahrzeugen und Anhängern und rd. 300 Helferinnen und Helfern die sich vornehmlich aus den Fachgruppen Elektroversorgung und Infrastruktur rekrutierten. Ab der Grenze wurde der Hilfszug durch die französische Gendarmerie über teilweise extra gesperrte Autobahnen in Richtung Limoges eskortiert. Das dabei geringfügige Umwege durch die ausschließliche Nutzung von Autobahnen in Kauf genommen wurden merkten wir dabei allerdings erst rund 100 km vor Paris.
Direkt nach unserer Ankunft im Einsatzgebiet wurde damit begonnen, die mitgeführten Notstromaggregate in den zugewiesenen Ortschaften in Betrieb zu nehmen und wieder Elektrizität in die Netze einzuspeisen. Manche Ortschaft hatte vom 23. Dezember bis zu unserem Eintreffen am 03. Januar keinen Strom gehabt, was gleichzeitig auch den Ausfall von z. B. der Wasserversorgung u. ä. zur Folge hatte. Während die Elektro-Teams ganze Ortschaften mit Strom versorgten wurden wir mit der behelfsmäßigen Instandsetzung der Freileitungen beauftragt, eine Aufgabe die das gesamte Improvisationstalent unserer Helfer forderte. Die zu verbauenden Ersatzteile für den Freileitungsbau waren von Energieversorgern aus ganz Europa nach Frankreich geschafft worden und vielerorts musste der Weg für die Freileitung erst mit Motorsägen freigelegt oder 40 m tiefe Täler überbrückt werden.
Die Dankbarkeit die unseren Helfern bei diesem Einsatz von der Bevölkerung entgegengebracht wurde war unvergesslich, eine ganz besondere Freude bereitet das Departement Limoges den Helfern ein Jahr nach dem Einsatz mit der Übersendung eines Dankesschreibens und einer Uhr mit Gravur.
Ein ganz besonderer Einsatz forderte 2001 die Helfer des Ortsverbandes Freising in außergewöhnlicher Art und Weise: Die Ausrichtung des Landesjugendlagers der THW-Jugend Bayern. Innerhalb von nur 9 Wochen wurde in enger Zusammenarbeit mit der THW-Landesjugendleitung, der Geschäftsstelle und den Ortsverbänden, vor allem aber mit der Stadt Freising, die Ausrichtung des Landesjugendlagers mit rd. 800 Teilnehmern übernommen, die Rahmenbedingungen für das Zeltlager geschaffen und der Betrieb gesichert.
Waren die Stimmen zu Beginn ob des äußerst knapp kalkulierten Zeitplans mehr als skeptisch, so war es doch möglich das Landesjugendlager zu einem großen Erfolg werden zu lassen und dem THW-Nachwuchs in Freising ein paar schöne Tage zu bereiten. Diese Leistung des gesamten Ortsverbandes und vieler, vieler ungenannter Angehöriger und Helfer, zeigte Eindrucksvoll das der Ortsverband Freising auch im neuen Jahrtausend wie auch schon in den vergangenen 5 Jahrzehnten wenn es darauf ankommt beeindruckendes zu leisten. Nicht zu letzt wegen dieser Leistung erhielt der Ortsverband im November 2001 auch einen neuen GKW-I vom Landesverband zugewiesen.
Besonders beindruckend war das Miteinander aller Beteiligten bei diesem Event, so manche Freundschaft dauert bis heute an!
Alle diese Aktivitäten machten es dem Ortsverband nicht leicht, die angestrebte strategische Neuausrichtung mit Leben zu füllen und zu realisieren. Bei gleichen bundesseitigen Aufgaben des THW-Ortsverbandes Freising arbeitet die neue Ortsverbandsführung seit Ihrer Einsetzung 2001 Einsatzoptionen in der örtlichen Gefahrenabwehr aus. In der neuen ORtsverbandsführung wurden Kernkompetenzen, wie z. B. Abstützen und Aussteifen, festgelegt. Für die Initial-Ausbildung an der FraBlo-Abstützkomponente konnte der Erfinder Frank Blockhaus mit seinen Mannen aus Hückelhoven gewonnen werden die unseren Helfern an einem langen Wochenende neben der Theorie auch die notwendige Praxis vermittelten und sich dabei als gute Partner erwiesen.
Für den Bereich Beleuchtung investierte der Helferverein in ein neues Aggregat mit Lichtmast 9.000 Watt und für den Ladekran des MAN wurde ein Lichtkopf hergestellt der mit mehr als 10.000 Watt Lichtleistung autark einsetzbar ist.
Für den Wasserdienst wurden die beiden vorhandenen Boote generalüberholt und das Hartschalenboot nach über 30 Jahren mit einem neuen Motor ausgestattet. Um das gesamte Sondergerät im Ortsverband in allen Einsatzbereichen sicher bedienen zu können stieg der Ortsverband mit Lieferung der neuen Atemschutzgeräte und Übernahme der alten Atemschutzwerkstatt der Stadt Freising in die Atemschutzausbildung ein.
Nach 2001 mit dem Landesjugendlager für die Umsetzung des Konzeptes nur wenig Zeit zur Verfügung stand war eine verstärkte Arbeit für 2002 geplant. Die allerdings, wie so vieles andere auch in diesem Jahr im privaten wie im THW-Bereich im wahrsten Sinne des Wortes in´s Wasser fiel!
Dabei war der am 05.04.03 auf der BAB A92 kurz vor Freising von der Fahrbahn ab- und in einem Bach zum liegen gekommene LKW mit Leergut noch relativ trocken zu bergen. Da dieser Einsatz am Nachmittag vor der offiziellen Einweihung unseres neuen ELW, des GKW-I und des Unimogs verlegte der Vorstand des Helfervereins die Beklebung des Fahrzeugs mit der THW-Beschriftung kurzerhand auf die rechte Spur der Autobahn.
Aber es sollte noch wesentlich nässer werden: Im Juni versanken Augsburg und die Gegend um Schwabmünchen im Hochwasser nach Starkregenfällen. Auf Anforderung der dortigen Einsatzleitung wurden vom THW Freising 100.000 Sandsäcke mit THW-Fahrzeugen nach Schwabmünchen geliefert und die dortigen Einsatzkräfte beim Befüllen und Verteilen der Sandsäcke unterstützt.
Am nächsten Hochwasser 2002 war dagegen nicht das Wetter sondern die Technik schuld. Durch einen Wasserrohrbruch strömten mehrere Millionen Liter Wasser in die Kellerräume des Flughafens München-II und bedrohten Computeranlagen und Elektroverteiler. Durch den gemeinsamen Einsatz der Ortsverbände Freising, München-West und Dachau, die mit einer Pumpenleistung von rd. 35.000 Litern/Minute vor Ort waren und den Feuerwehren gelang es das eingedrungene Wasser aus den Kellerräumen zu pumpen und den Betrieb am Flughafen aufrecht zu erhalten.
Der mit Abstand größte Einsatz 2002 des THW Freising war das Jahrhunderthochwasser im August in Sachsen-Anhalt aus dem wir vor allem zwei Dinge lernten. Erstens: Die Wertung "Jahrhunderthochwasser" hat nur noch eine durchschnittliche Bestandsdauer von fünf Jahren (Elbe 1997) und zweitens: Ein Unimog kann zwar viel, schwimmen kann er nicht.
Zum ersten Mal in den 49 Jahren seines Bestehens musste der Ortsverband bei diesem einwöchigen Einsatz ein Fahrzeug als Totalverlust aufgeben, nach einem Sielbruch wurde der Unimog des Ortsverbandes von den Wassermassen mitgerissen und dabei völlig zerstört. Nur dank der hervorragenden Reaktion aller Kräfte vor Ort und des bei solchen Einsätzen einfach nötigen Quäntchen Glücks kam kein Helfer zu Schaden. Trotz dieses dramatischen Zwischenfalls konnten die Helfer des Ortsverbandes in der Region Magdeburg / Heyrothsberge vor allem mit dem Bootsdienst und der Übernahme von Transporten der betroffenen Bevölkerung helfen und ihren kleinen Beitrag zum Gelingen des bis dato größten Einsatzes in der Geschichte des THW leisten.
Zählt man die Einsätze des Jahres 2002 bei denen die Füße der eingesetzten Helfer trocken blieben mit, so war dieses Jahr das seit langem einsatzstärkste Jahr im THW Freising.
2003 stand ganz im Zeichen der Fortbildung unserer Helfer und vor allem im Zeichen des 50. Geburtstags unserer Organisation. Das THW hat, aller Widrigkeiten zum Trotz in diesen 50 Jahren eine steile Karriere gemacht, eine Entwicklung zu der alle Helfer und Führungskräfte seit 1953 ihren unverzichtbaren Teil beigetragen haben.
Mit einem Festwochenende vom 04. - 06. Juli 2003 begingen die Freisinger THW´ler zusammen mit ungezählten Gästen aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und der Bevölkerung sowie den befreundeten Ortsverbänden und Hilfsorganisationen diesen 50. Geburtstag in der Luitpoldanlage.