1953 - 1959
1950 wurde offiziell auf Bundesebene die Bundesanstalt Technisches Hilfswerk [THW] gegründet. Die Gründungsversammlung des Ortsverbandes Freising fand am 20.3.1953 im Gasthaus zur Schießstätte statt. Ein Teil der Gründungsmitglieder stammte noch von der alten Technischen Nothilfe. Als ersten Ortsbeauftragter wunde Henn Joos eingesetzt.
Henn Joos wohnte in Marzling und es war ganz natürlich, dass bald ein Großteil der aktiven Mitglieder Manzlinger Bürger waren. Die Ausbildungen - wir hatten nur Bindeleinen - fanden in Marzling am Bahndamm [vor der Wohnung von Herrn Joos] oder auf dem Sportplatz statt. Als Helferkleidung trugen wir die schönen hellgelben, fast weißen Drilliche. Wir nannten sie Maureranzüge. Der Dienst war damals nicht regelmäßig, wir wunden jedes Mal angeschrieben. Die prominentesten Namen waren: Sepp Gießibl und Willi Blatzheim. Zum 1. Mal traten wir beim Volksfestumzug 1953 in die Öffentlichkeit. Stolz saßen wir auf zwei blauen Einsatzfahrzeugen, die uns der Landesverband geliehen hatte.
Ab Herbst 1953 führten wir große Ganztagsübungen durch, die in Landshut zusammen mit anderen Ortsverbänden stattfanden. In den Regel waren es Wasserübungen mit Bau von Anlegestegen, Rudern, Fährenbau usw., die vom damaligen Geschäftsführer, Herrn Seilmaier, geleitet wurden. Stets war es ein erhebender Anblick, wenn die Mannschaft das Boot zu Wasser schleppte und Herr Sellmaier, von gewichtigem Aussehen, voran die Ankerkette trug. Der 1. Erste-Hilfe-Lehrgang des OV fand im Winter 1953/54 in Marzling statt, an dem auch die Marzlinger Bevölkerung regen Anteil nahm.
Der erste Großeinsatz des OV war das Hochwasser im Sommer 1954 in Marzling [Dammbruch Isar]. Der Teil Marzlings zwischen Bahn und Isar stand völlig unten Wasser. Zur Unterstützung des Ortsverbandes warfen Hubschnauben Schlauchboote und Ausrüstung ab. Den OV rettete Mensch und Vieh aus den Häusern. An die Stelle des Ortsbeauftragten Joos trat Ende 1954 Herr Oberamtsrichter Thanner aus Freising.
Ortsbeauftragter Thanner verlegte die Übungen und Ausbildungen in das Amtsgericht Freising. Die versammlungsmäßigen Zusammenkünfte fanden im Gasthaus zur Schießstätte statt. Thanner brachte zu diesen Zusammenkünften Holzrundlinge und Leinen mit, so dass wir auch dort unsere Kenntnisse im Binden von Leinen vertiefen konnten. Ein Ereignis für Freising und auch für uns war eine große, nächtliche Übung gemeinsam mit den Feuerwehren. Die Übung fand am Marienplatz statt. Unsere Aufgabe war das Bergen aus Höhen. Da wir damals noch keine Ausbildungsunterlagen hatten, in denen stand, wie man's macht, entwickelten wir selbst ein diesbezügliches System.
Vom primitiven Ablassen der Trage kamen wir zu Auslegern mit einem Gewirr von Leinen. Schließlich hatte der Blatzheim "die Idee" mit dem Galgen: Ein Metallrohr als Auslegen, an dem die Trage auf Rollen ausgefahren wunde. Bei unseren Vorbereitungen zur Übung war der Mutige, der sich zum Ablassen aus den oberen Stockwerken des Amtsgerichts immer auf die Trage legte, natürlich auch der Blatzheim. Bei der Vorführung unseres Gerätes am Marienplatz, wo wir eine ganze Reihe von Verletzten bergen mussten, gab es allgemeine Anerkennung. Der größte Einsatz unter der Führung des Ortsbeauftragten Thanner war beim Brand des Kreiskrankenhauses Freising.
Schnell und unerwartet wurde Ortsbeauftragter Thanner 1956 vom Tode ereilt.