THW Freising
Technisches Hilfswerk, OV Freising

04.07.2015 - überörtliche ASH-Übung

Freising - Wenn sich bei gemessenen 36,8° C (die sich wie 42° C anfühlen) gut 60 hoch motivierte, blau gekleidete Männer und Frauen - mit mehr Fahrzeugen und Sondergeräten als auf ein Foto passen - auf einem Gelände mit Abbruchhäusern zusammenfinden. Dann? Ja, dann muss es sich wohl um die Ideelle Spezialisierung Abstützsystem Holz (ASH) des THW Landesverbands Bayern handeln.

Um Einsatzkräfte und Anwohner zu schützen, aber auch um weitere Arbeiten an angeschlagenen Gebäuden überhaupt erst zu ermöglichen, ist bei entsprechenden Schadensfällen im Regelfall eine Gebäudeabstützung notwendig. Traditionell Abstützmaßnahmen, bei denen vor Ort aus unkonfektioniertem Holz eine Abstützung gebaut wird, sind vielfach viel zu zeitintensiv. Nicht zu Letzt auf Grund der Geräteausstattung, die im THW Freising u. a. einen Mobilkran umfasst, sondern auch wegen der räumlichen Nähe zu den beiden Großstädten München (1,5 Mio. Einwohner) und Augsburg (rd. 250.000 Einwohner) entschied sich das THW Freising vor gut 15 Jahren zur Einführung des Abstützsystems Holz. Mit diesem System können die Einsatzkräfte angeschlagene Gebäude schnell und sicher abstützen und so den Einsturz des Gebäudes verhindern.

Beim Aufbau des ASH unterscheidet das THW zwischen zwei Stützmethoden. Die erste ist der sogenannte Stützbock, der bis zu 15 Meter in die Höhe reichen kann. Er besteht aus Bohlentreibladen, also Balken, die auf dem Boden liegen. Auf ihnen werden senkrecht stehende Streichbalken befestigt, es entsteht ein rechter Winkel. Um die Konstruktion zu stabilisieren, befestigen die Helferinnen und Helfer diagonal, zwischen Bohlentreibladen und Streichbalken, sogenannte Streben, was dem Ganzen das Aussehen eines Dreiecks verleiht. Die zweite Methode ist das Sprengwerk. Es wird verwendet, um zwei Wände gegeneinander abzustützen. Mit vorgefertigten Holzbalken lassen sich so individuelle Sprengwerke mit einer Spreizweite von bis zu zwölf Metern herstellen.

Einer der größten Vorteile des ASH ist, dass die für den Aufbau benötigten Holzelemente vorkonfektioniert bei den ASH-Stützpunkten vorgehalten werden. In Bayern stellen neben dem Ortsverband Freising mit Marktredwitz und Weilheim zwei weitere Ortsverbände je eine ASH-Komponente, gemeinsam bilden die drei Ortsverbände das bayerische Einsatzkontingent "Abstützsystem Holz". Und diese drei ASH-Komponenten, vereint zum bayerischen Einsatzkontingent übten am vergangenen Samstag mit rund 60 Helferinnen und Helfern bei Bruthitze in Zolling unterschiedliche Einsatzszenarien. Das Vorbereitungsteam hatte auf dem Gelände der Fa. Perwanger drei Übungsszenarien vorbereitet:

  • Aufbau eines Stützbocks in 5m und 10m Ausbaustufe
    • direkt am Gebäude
  • Aufbau eines Stützbocks in 10m Ausbaustufe
    • in entfernter Aufbauweise (z. B. Kreuzung) und einheben mit dem THW-Kran
  • Aufbau eines Sprengwerks mit 11m Länge

Unterstützt wurde diese Ausbildung zum einen durch die THW-Kameraden aus Dachau mit einem weiteren Ladekran und die Kameraden der Werkfeuerwehr TU München-Weihenstephan mit ihrer Drehleiter. Die Drehleiter und eine Hebebühne, die der Maler- und Kirchenmalerbetrieb Manfred Kürzinger zur Verfügung gestellt hatte, werden vor allem für die Verschwertung während der Montagephase benötigt.

"Ziel der drei Übungsszenarien war es, mit den Teilnehmern möglichst alle relevanten Aufbauvarianten in aus unseren drei Ortsverbänden gemischten Teams zu üben" so Andreas Binner, Gruppenführer der 1. Bergungsgruppe Freising, der die ASH-Komponente zugeordnet ist. "Zudem wollten wir den eingeladenen THW-Fachberatern und –Führungskräften die unterschiedlichen Möglichkeiten des ASH-Systems präsentieren" ergänzte Baufachberater Alexander Hoisl die Zielsetzung der Ausbildung.

Trotz der grenzwertigen Temperaturen waren die Helferinnen und Helfer hochmotiviert und errichteten bis Mittag die drei Abstützungen auf dem Gelände. Nach dem gemeinsamen Mittagessen, das die Küchencrew des Ortsverbands gewohnt lecker zubereitet hatte, erfolgte ein gemeinsamer Durchgang über das Übungsgelände. THW-Baufachberater Alexander Hoisl erläuterte den Teilnehmenden Besonderheiten der jeweiligen Abstütztechniken, wies auf Herausforderungen hin und gab Tricks und Kniffe weiter, die die Montage vereinfachen. Wichtig war es der Übungsleitung darauf hinzuweisen, dass man aus Gründen der Fürsorgepflicht den Helfern gegenüber auf die vollständige Verschwertung der Abstützungen sowie auf die Fixierung der Stützböcke am und die Innenabstützung im Gebäude verzichtet hatte.

Bewusst hatten die beiden Gast-Ortsverbände Marktredwitz und Weilheim ihre vorkonfektionierten ASH-Bauteile ebenfalls mitgebracht so dass die Übungsbeobachter auch einen Eindruck der sofort zur Verfügung stehenden Bauteile gewinnen konnten. Das Spezialwerkzeug, im Ortsverband Freising in zwei großen Boxen verlastet, stand ebenso zur Besichtigung wie auch das durch Helfer des Ortsverbands Freising selber geschriebene Programm zur Einsatzstellenüberwachung.

Gerade bei angeschlagenen Bauteilen ist die Überwachung gegen Lageveränderungen extrem wichtig, um die Helferinnen und Helfer zu schützen, die sich im Gefahrenbereich bewegen müssen. Bisher wurde diese Bauüberwachung mittels Glasplatten, die auf Risse geklebt wurden, und eine visuelle Überwachung des Gebäudes durch Helfer durchgeführt. Da insbesondere die manuelle Überwachung mittels Augenschein erhebliche Fehlerquellen ermöglicht, wuchs im Ortsverband Freising nach dem ersten großen ASH-Einsatz an der Donnersberger Brücke der Wunsch nach einer elektronischen Überwachung von Gebäuden.

Diese wurde nun vor einigen Jahren mittels eines hochwertigen Laserdistanzmessers und einem selbstgeschriebenen Auswerteprogramm realisiert. Damit steht den Einsatzkräften gerade in der Anfangsphase eines Abstützeinsatzes ein verlässliches Instrument zur Bauüberwachung zur Verfügung. Bei komplexeren Lagen oder längerfristigen Einsatzstellen kann das in Bayern mittlerweile an zwei Standorten verfügbare Einststellensicherungssystem (ESS) ergänzend angefordert werden.

Zum Ende der Übung gegen 19:00 Uhr konnte die Übungsleitung ein positives Fazit ziehen. "Obwohl das Wetter grenzwertig heiß war, haben die Einsatzkräfte das angestrebte Übungsziel mehr als erreicht." so Andreas Binner. "Insbesondere die Zusammenarbeit der ehrenamtlichen Einsatzkräften aus den drei Ortsverbänden – die im Realeinsatz große Bedeutung hat – funktionierte sehr gut und die vorhandenen, vorkonfektionierten, Bauteile sind selbst für große Einsatzstellen in Bayern weitestgehend ausreichend", so Binner weiter.

Unsere Bilder zeigen Impressionen von der Übung der bayerischen Einsatzkomponente Abstützsystem Holz in Zolling am vergangenen Wochenende. In die Übung eingebunden waren die Ortsverbände Freising, Marktredwitz und Weilheim mit ihren ASH-Komponenten, der OV Dachau mit einem Ladekran, die Werkfeuerwehr TU München-Weihenstephan mit einer Drehleiter und insgesamt mehr als 60 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer.

WU/04.07.2015

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