29.06.2014 - Bahnbrückenübung 2014
Rund 400 Tonnen Stahl, darunter etwa 6.500 Schrauben mit einem Gewicht zwischen 1,5 und 4 kg - das waren die Zutaten für die vierte bundesweite Bahnbrückenübung des Technischen Hilfswerks. Ziel für die Fachleute der insgesamt 14 Fachgruppen Brückenbau war es, eine Eisenbahn-Behelfsbrücke vom Typ SKB ("Schaper-Krupp-Bundesbahn") über das Hafenbecken am Wasserübungsplatz der THW-Bundesschule Hoya zu errichten.
Das Behelfsbrückengerät vom Typ SKB erlaubt eine maximale freie Stützweite von 124 Meter. Damit handelt es sich um das weltweit größte Eisenbahn-Behelfsbrückensystem. Durch Einbau von Fahrbahnplatten kann die Brücke neben dem Schienenverkehr auch für Straßenverbindungen mit der Brückenklasse 60 genutzt werden. Die Systemhöhe beträgt bei - wie hier - einstöckiger Bauweise ca. sechs Meter. Bei größeren Stützweiten wird eine zweistöckige Bauweise erforderlich. Damit wird die Brücke dann rund zwölf Meter hoch.
Für die konkrete Übung sollte eine Brücke mit 54 Meter Stützweite aufgebaut werden. Da die Montage im Vorschubverfahren geschah, musste zusätzlich ein so genannter Vorbauschnabel erstellt werden. Damit kann die Brücke an einem Ufer auf Rollenbatterien montiert und dann hydraulisch über das Gewässer geschoben werden.
Neun Freisinger Brückenbau-Spezialisten um Gruppenführer Florian Wigger nahmen an der Aufbauphase der Übung teil. Die etwa 50 THW-Brückenbauer aus dem ganzen Bundesgebiet arbeiteten in zwei Schichten, jeweils von 6:30 bis ca. 21:00 Uhr. Nachts fanden wegen des Lärms z.B. der Schlagschrauber aus Rücksicht auf die Anwohner des Übungsgeländes keine Arbeiten statt.
Nach drei Tagen Baustelleneinrichtung und Vormontage der Baugruppen wurden dann innerhalb von sieben Tagen zunächst der 49 Meter lange Vorbauschnabel und dann die 54 Meter messende Brücke montiert. Trotz des Einsatzes von Gabelstaplern und Kränen stellen diese Arbeiten hohe körperliche Anforderungen an die beteiligten Helfer, da selbst "kleine" Bauteile der Brücke ein Gewicht von 20 bis 50 kg aufweisen. Zum Beispiel mussten auf jeder Uferseite Behelfslager aus jeweils rund 20 Tonnen so genannter Stapelträger - jeder 70 kg schwer - von Hand aufgerichtet werden.
Rechtzeitig zum geplanten Öffentlichkeitstag des THW mit mehr als 120 Gästen aus dem In- und Ausland konnte die Brücke dann in ihre endgültige Position verschoben werden. Die vorbereitenden Vermessungsarbeiten und das Einrichten der Rollenlager war dabei so exakt erfolgt, dass trotz der Länge von über 50 Meter nur eine seitliche Abweichung von weniger als drei Millimeter auftrat.
Am 27. Juni endete nach knapp zwei Wochen der Einsatz des Freisinger Kontingents, das mit dem langjährigen ehemaligen Brückenbau-Gruppenführer Jürgen Fischer auch den Bauleiter für diese Übung stellte. Die Übungsziele konnten durch die großartige Motivation aller Beteiligten und die hervorragende Zusammenarbeit der Brückenbauer aus den verschiedenen Ortsverbänden erreicht werden. Und so konnten sich die Freisinger Brückenbauer auch zufrieden auf die mehr als 700 Kilometer lange Heimreise machen.
Der Abbau der Behelfsbrücke wird nun durch ein zweites Helfer-Kontingent durchgeführt.
Wir freuen uns schon auf die nächste Übung, die voraussichtlich 2016 in Konz bei Trier durchgeführt werden wird.
Bericht: Jürgen Fischer - Fotos: Florian Wigger (5), Jürgen Fischer (32)
Interaktive Panoramen von der Brückenbaustelle (Norbert Schramm, THW Hamburg-Harburg):
Pano 1 Pano 2
Presse-Berichte über diese Übung:
Text-Bericht NDR
Text-Bericht Weser-Kurier
Video-Reportage SAT.1 Regional
Selbstverständlich war auch bei dieser Großübung der Oktokopter des Ortsverbandes Freising im Einsatz.
Im nachfolgenden Video sehen Sie einige Eindrücke von der Brückenbaustelle aus der Vogelperspektive:
Autor: Florian Wigger